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Usability für Mensch und Maschine

Wie sieht eine gute Webseite aus und wie wird sie am besten im Netz gefunden? Einer Umfrage unter Berliner Kultureinrichtungen zufolge, die wir 2018 durchgeführt hatten, brennt fast allen Kulturschaffenden diese Frage besonders unter den Nägeln. Deshalb boten wir im Februar zum zweiten Mal eine Veranstaltung mit Nicolas Zimmer zu Auffindbarkeit, Usability und SEO an.

Foto: S. Faulstich, CC BY 4.0
Foto: S. Faulstich, CC BY 4.0

„Usability für Mensch und Maschine“ hatte Nicolas Zimmer seinen Folienvortrag genannt und machte gleich am Anfang klar, dass die Bedürfnisse von Mensch und Maschine bei Webseiten gar nicht so weit auseinanderliegen, wie man dies bei der ersten Annäherung vermutet.

Wichtig ist für beide „Nutzertypen“ eine Struktur, die Ordnung in die Vielzahl der Informationen bringt und sich schnell erfassen lässt. Man muss also bei der Konzeption einer neuen Seite keinen Spagat vollbringen, um an beide Aspekte zu denken. Die gute Seite deckt die Bedürfnisse beider Gruppen ab.

Die gute Webseite ist effizient, effektiv – und vorhersehbar

Wer die Webseite konzipiert, sollte immer zuerst an die Nutzer*innen denken: Basisinformationen zur eigenen Einrichtung müssen auf den ersten Klick zur Verfügung stehen. Das dürfte bei den Besucher*innen von Kulturseiten vor allem Informationen wie Öffnungszeiten und Erreichbarkeit sein, hinter denen die aufregenden Details zu neuen Projekten, die intern alle elektrisieren, zunächst einmal zurückstehen können. Auch Konventionen, die sich für das Internet entwickelt haben, müssen beachtet werden und sind wichtiger als Originalität. Ein Link beispielsweise sollte wie ein Link aussehen, so dass die weiteren Informationen intuitiv lesbar sind und nicht gesucht werden müssen.

Auf Filterfunktionen und Steuerungselemente, die helfen, die richtigen Informationen zu klicken, verwenden die meisten Entwickler*innen zurecht viel Zeit. Sie sollten immer einfach zu erreichen sein, egal, wo man sich auf der Seite gerade befindet.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, Informationen auf den ersten Blick erfassbar zu präsentieren, wie Zimmer betont:

  • Unterschiedliche Überschriftenhierarchien (Zimmer empfiehlt bis zu drei Größen), die auch im Code als Überschriften ausgezeichnet sind, erhöhen die barrierefreie Zugänglichkeit und werden auch von Suchmaschinen erfasst.
  • Semantische Einheiten und Blöcke im Seitenaufbau erhöhen ebenfalls für die Nutzer*innen die Lesbarkeit – haben aber auch Implikationen für Maschinen. Werden für so strukturierte Seiten dann die richtigen Codes geschrieben, orientieren sich Suchmaschinen an diesen festgelegten Gliederungen und leiten daran die Wichtigkeit der enthaltenen Inhalte ab. Enthalten höher gewichtete Einheiten wie der Seitentitel zum Beispiel oft genutzte Suchbegriffe, kann dies das Ranking beeinflussen.

Immer an die mobile Nutzung denken

Noch heute werden die meisten Seiten für die Ansicht auf großen Bildschirmen konzipiert. Überlegungen zur Präsentation auf dem Handy stehen dahinter zurück. Dabei hat das Handy den Computer mit dem großen Bildschirm beim Surfen längst überholt. Deshalb sollte die mobile Ansicht der Webseite sorgfältig ausgearbeitet werden.

Am besten bedient man sich dabei eines Grid Layouts, das sich zu einem Standard entwickelt hat und dazu zwingt, die verschiedenen Inhalte in Spalten anzuordnen, die auf dem Handy beim Scrollen nacheinander präsentiert werden. Die strukturierte Ansicht, die die Maschine fordert, ist auch für Besucher*innen der Webseiten eine echte Orientierungshilfe.

Und auch für Computerarbeitsplätze gilt: Nicht immer gibt es ideale Bedingungen für die Darstellung der Seite. Ältere Bildschirme haben kleinere Fenster und schneiden nach unten hin die Ansicht ab. Deshalb sollten die wichtigen Informationen nie unten auf der Seite präsentiert werden.

Mobiltelefon mit hierarchischem Websiteaufbau entlang der User Journey für bessere Usability bzw. Nutzbarkeit
Seitenaufbau im Sinne der User Journey

Ladezeiten entscheiden mit über den Erfolg der Seite

Doch die schönste Seite wird keinen Erfolg haben, wenn sie zu lange für das Laden braucht. Mehr als zwei bis drei Sekunden sollte es nicht dauern, bis Besucher*innen auf der Seite angekommen sind. Nicolas Zimmer rät deshalb dringend zum Test – und zwar dort, wo die Bedingungen nicht optimal sind, beispielsweise in der U-Bahn, wo viel gesurft wird. Die Seite Weppagetest.org ist kostenfrei und zeigt verwertbare Ergebnisse. Sind die Ladezeiten zu lang, ist oft mit einer Optimierung von Bildern (Pixelmaße!) viel zu erreichen.

Und nicht nur Ladezeiten sollten durchgetestet sein, bevor man mit einer Seite online geht. Sogenannte Heatmaps zeigen, wo Seitennutzer*innen besonders hinschauen und was sie eher übersehen. Der Call-to-action-Button sollte natürlich am besten dort platziert werden, wo die Besucher*innen auch hinschauen.

Maschinen mögen Eindeutigkeit

Anschließend gab es Tipps, die zeigen, wie wichtig die stringente Präsentation ist. So mögen es Suchmaschinen nicht, wenn auf deutschen Webseiten viele Anglizismen oder englische Fließtexte zu finden sind oder englische Seiten in der URL nicht sauber als englische Seiten identifizierbar sind.

Doch was gehört in die stringente, durchstrukturierte Präsentation? Soll der Kartenverkauf über die Seite optimiert oder der Spielplan vorgestellt werden? Sollten das Workshop-Programm mit wenigen Klicks abrufbar sein oder der Förderverein sich weit vorne mit seinen Mitmach-Möglichkeiten präsentieren? Die Fragen aus der Praxis zeigten, dass die Inhalte der Webseite trotz der vielen Möglichkeiten, mit Links und Unterseiten verschiedene Informationstiefen anzubieten, nur eine beschränkte Möglichkeit bietet, das eigene Haus zu präsentieren. Nicolas Zimmer rät, im Zweifelfall zu recherchieren, welche Suchbegriffe eingegeben werden und überhaupt immer an die externen Besucher*innen der Webseite zu denken.

Text: Frauke Nippel, Technologiestiftung Berlin

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