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Data Literacy: Kooperation, Daten und Community – wie man Digitalisierung nachhaltiger machen kann

Was alles möglich ist, wenn Daten kreativ verknüpft werden, zeigt Anja Müller, Projektkoordinatorin Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin, im Vortrag auf der 2. kulturBdigital-Konferenz im Oktober 2019.

Anja Müller von digiS referiert über Data Literacy auf der 2. kulturBdigital-Konferenz
Anja Müller (digiS), Foto: Valentin Paster

Ein großer Vorteil der Digitalisierung des Kultursektors liegt darin, dass das Kulturerbe für die Öffentlichkeit einfacher zugänglich wird. Doch wer soll die praktische Seite dieses Prozesses eigentlich umsetzen und begleiten? In Anja Müllers Vortrag geht es genau um diese Frage. Nicht zuletzt, weil sie als Projektkoordinatorin bei „digiS“, dem Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin, dafür zuständig ist, spartenübergreifende Digitalisierungsprojekte in der Hauptstadt zu unterstützen, zu beraten und zu koordinieren.

Video: Digitalagentur MOVACT

Data Literacy: Datenkompetenz durch praktische Digitalisierungsprojekte

Die Gründung des Programms digiS bereits 2012 geht auf das Digitalisierungskonzept des Landes Berlin zurück (das „Berliner Modell“), in dem zum einen die Förderung von Digitalisierungsprojekten in Kulturinstitutionen festgeschrieben ist und zum anderen die Unterstützung dieser Projekte durch Expert*innen und beratende Instanzen. Laut Müller hat es sich digiS dabei zum Ziel gesetzt, „data literacy“ im Sinn von Daten-, beziehungsweise Digitalkompetenz zu vermitteln.

digiS unterstützt die am Förderprogramm beteiligten Institutionen darin, Daten zu produzieren, sie zu organisieren und für ihre dauerhafte Verfügbarkeit zu sorgen, und bietet Beratung und Workshops an zum kompetenten Umgang und der Interpretation dieser Daten. In diesem Sinne schließt Müllers Vortrag an den Lightning Talk von Nicolas Zimmer zu Beginn der Konferenz an: „Es braucht Datenkompetenz, um aus Daten zu Wissen und gelungener Kommunikation zu gelangen!“ Dies ist gerade deshalb besonders wichtig, weil die mehr als 60 Millionen Internetnutzer*innen in Deutschland in immer größerem Umfang Daten nutzen, selbst produzieren und ihre Daten, beziehungsweise ihr digitales Wissen teilen.

Dass allein die Beschreibung eines Kunstwerkes ein komplexer Vorgang sein kann, verdeutlicht Müller am Beispiel der Mona Lisa. Das Kunstwerk kann durch die Verwendung von Standards und Normdaten, wie zum Beispiel der GND (Gemeinsame Normdatei), mit anderen Datensätzen im Netz verknüpft und somit für Menschen und Maschinen gleichermaßen zugänglich gemacht werden: Informationen über das Werk wie zum Bespiel ein bevorzugter Titel – auch in unterschiedlichen sprachlichen Kontexten – können ebenso angelegt werden wie die eindeutige Identifizierung des Künstlers mithilfe einer GND-Nummer. Mit solchen standardisiert dargestellten Inhalten und angereichert mit eindeutigen Identifikatoren kann der Datensatz am Ende womöglich gar Teil eines schnell und einfach maschinell auswertbaren Datennetzwerks werden.

Daten als Ressource für Kreativität

Was darüber hinaus noch alles möglich ist, wenn Daten kreativ verknüpft werden, zeigt laut Müller die Arbeit der Teilnehmer*innen des Kulturhackathons „Coding da Vinci“: Mit dem Projekt „Linked Stage Graph“ wurden Aufführungsdaten von Theaterstücken am Stuttgarter Staatstheater in ein offenes Format überführt und mit weiteren im Netz zugänglichen Ressourcen wie Wikidata verknüpft.  Angesichts solcher Möglichkeiten sind Metadaten für Müller „der Feenstaub der Daten“, die es Kulturinstitutionen ermöglichen können, näher an ihre digitalen Nutzer*innen heranzukommen und mit ihnen in einen datengetriebenen und offenen Dialog zu treten. Gleichzeitig mahnt sie: „Das bedeutet aber gegebenenfalls auch, dass Kulturinstitutionen in der Interpretation dieser Daten nicht mehr die absolute Deutungshoheit haben werden.“

Text: Kai Schnier

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