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Open Access zur Nachnutzung von Sammlungen

Dr. Antje Schmidt spricht auf der 2. kulturBdigital-Konferenz 2019 über die Digitalstrategie des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg.

Antje Schmidt über Open Access Strategien im Museum
Dr. Antje Schmidt, Foto: Valentin Paster

Der geschichtsträchtige Kulturort des Museums und neue digitale Technologien: für viele traditionsbewusste Kulturschaffende scheinen diese beiden Konzepte nur schwerlich miteinander vereinbar zu sein. Nicht so jedoch für Dr. Antje Schmidt. Im Auftrag des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg arbeitet sie seit geraumer Zeit an der digitalen Transformation des Museumssektors. In ihrem Vortrag geht es dementsprechend darum, welche digitalen Hilfsmittel und Strategien Museen nutzen können, um sich sinnvoll weiterzuentwickeln.

Video: Digitalagentur MOVACT

Verbesserter Zugang zu digitalen Sammlungen

Als Blaupause für so einen Transformationsprozess führt Schmidt die Digitalstrategie des Museums für Kunst und Gewerbe an, die es bereits seit 2017 gibt und den Museumsbesucher in den Mittelpunkt gestellt hat. Ein wichtiger Punkt dabei war wie man die ursprüngliche Sammlung des Museums mit digitalen Mitteln unterstützen und weiterentwickeln könne. Das Ergebnis: Besucher*innen sollten noch besser informiert werden und einen noch einfacheren Zugang sowie eine noch bessere Übersicht über die rund eine halbe Million Objekte in der Sammlung bekommen.

Um dies zu erreichen hat das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg laut Schmidt schon eine ganze Reihe von digitalen Veränderungsmaßnahmen angestoßen. Der wichtigste Punkt ist dabei die „Open Access Policy“. So können Nutzerinnen heute über die „Online-Sammlung“ des Museums eine ganze Reihe von Inhalten – etwa Grunddaten über die Herkunft und den Hintergrund von Künstlerinnen und Werken – abrufen und die Abbildungen von denjenigen Werken, die bereits urheberrechtsfrei sind, auch herunterladen. In der Online-Sammlung sind Nutzungsmöglichkeiten und Urheberrechtsverhalte von Ausstellungsstücken klar gekennzeichnet und über Creative-Commons-Lizenzen geregelt.

Du suchst nach Infos zur Digitalisierung von Sammlungen? Das Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin (digiS) hat nicht nur viele Materialien zum Thema, sondern bietet auch Beratungen an und begleitet das entsprechende Förderprogramm der Kulturverwaltung.

Neues Selbstverständnis für’s Museum

Die frühe Entscheidung, eine entsprechend offene und vorausschauende Strategie auf den Weg zu bringen, war dabei laut Schmidt ein Produkt zweier Grundgedanken: zum einen dem Verständnis des Museums als „Verwalter“ und nicht als „Besitzer“ der Sammlung, und zum anderen der Einsicht, dass Besucher*innen im 21. Jahrhundert nicht nur Konsument*innen sein wollen, sondern insbesondere auch Produzent*innen. Nicht zuletzt deshalb lädt das Museum für Kunst und Gewerbe das Publikum mittlerweile auch über kreative Online-Angebote dazu ein, Inhalte mitzugestalten. So werden etwa Open-Access-Dateien zum Herunterladen und Bearbeiten bereitgestellt, die etwa in GIF-Contests genutzt werden können, bei denen Kunstwerke aus der Sammlung adaptiert und kreativ weitergenutzt werden. Darüber hinaus entwickelten in der jüngeren Vergangenheit auch unabhängige Initiativen wie der Kulturhackathon „Coding da Vinci“ Online-Formate, die auf Grundlage der bereitgestellten Daten des Museums für Kunst und Gewerbe funktionieren. So etwa das Spiel „Zeitblick“, bei dem Nutzer*innen ein Selfie hochladen können und dafür ein passendes „historisches Ich“ in Form eines Kunstwerks aus der Sammlung des Museums zugeteilt bekommen.

Besonders wichtig ist für Schmidt in der Entwicklung von neuen Digitalstrategien im Kulturbereich jedoch, dass der „Erfolg“ von Kulturinstitutionen nicht nur an Klick- oder Besucher*innenzahlen gemessen wird. Für sie „muss die Relevanz von kulturellen Angeboten im Hinblick auf den langfristigen Impact gemessen werden“. Dabei dürfe es eben nicht nur um den reinen wirtschaftlichen Outcome von Angeboten gehen, sondern auch darum, inwiefern diese Menschen beeinflussen und inspirieren.

Text: Kai Schnier

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