Suche
Close this search box.

Theater-Games und digitale Lagerverwaltung: Open-Source-Tools für Kulturakteur:innen

Das Theater-Kollektiv machina eX hat digitale Lösungen entwickelt, um die kreative Zusammenarbeit zu erleichtern. Erfahrt hier, was die Tools für euch bereithalten.

Logos zu zwei Open-Source-Tools für Kulturakteur:innen aus dem Projekt Machina Commons - das Game-Theater Framework adaptor:ex und die Lagerverwaltungs-App dingsda2mex
Logos: machina eX

Das Theater-Kollektiv machina eX bewegt sich seit 2010 an der Schnittstelle von Theater und Gaming, indem es klassisches Illusionstheater mit digitalen Technologien verknüpft. Das Ergebnis sind zahlreiche immersive und partizipative Game-Theaterstücke, die laut Kollektiv-Mitglied, Gamedesigner und Theatermacher Philip Steimel am ehesten mit Escape-Rooms, Alternative Reality Games oder digitalen Adventure Games zu vergleichen sind.

Im Zuge ihrer eigenen Arbeitspraxis evaluierte das Kollektiv verschiedene Abläufe, wie z.B. die Kommunikation zwischen Dramaturgie und Technik oder auch Lagerverwaltungsprozesse, die sie anschließend durch neue digitale Lösungen vereinfachen wollten.

Deshalb entwickelte das machina eX-Team im Rahmen des Förderprogramms „Digitale Entwicklung im Kulturbereich“ der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa im Jahr 2021 gemeinsam mit UX / UI-Designerin Elisa Haubert die Plattform MACHINA COMMONS, auf der verschiedene digitale Open-Source-Tools für die künstlerisch-technische Praxis für alle offen zugänglich sind.

In unserem hands-on Workshop am 20.6.2022 stellten Philip Steimel und Elisa Haubert gemeinsam die zwei neuen Open-Source-Tools vor:

  • adaptor:ex für interaktive Performances, Chatbot-Adventure, Theater-Games, uvm.
  • dingsda 2meX für eine digitale Lagerverwaltung per Smartphone

Info

MACHINA COMMONS wurde gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Hier findet ihr mehr Open-Source-Tools, die aus dem Programm hervorgegangen sind:

Berlin Open Source

Anschließend konnten sich die Teilnehmenden selbst an adaptor:ex ausprobieren und aktiv zu Gamedesigner:innen eigener Chatbot-Stücke werden.

RealLifeGame-Engine für interaktive Kulturangebote

Mit adaptor:ex entwickelte das Kollektiv ein modulares Framework, also ein Gerüst mit konfigurierbaren Bausteinen, mit dem interaktive Performances, Chatbot-Adventures oder Theater-Games erstellt und anschließend in analogen oder digitalen Settings angewandt werden können.

Das Framework weist dabei zwei wesentliche Aspekte auf: Zum einen verknüpft es die Hardware, Software, Sensoren und Messenger eines Projektes und erlaubt das Ansteuern dieser Elemente über Plugins. Kontrolliert wird das miteinander verzahnte Equipment dabei in einer grafischen Programmieroberfläche, in der die Game-Mechanik und Storyline gesteuert werden. Dies vereinfacht die Koordination von Veränderungsprozessen zwischen Technik, Dramaturgie und Performer:innen.

Zum anderen verknüpft das Framework virtuelle und physische Ebenen über Schnittstellen miteinander – z.B. zu Telefonsystemen und zum Messenger-Dienst Telegram. Hierdurch kann ein interaktiver Spiel- und Erlebnisraum geschaffen werden, der auch Geräte des Publikums einbezieht. Dabei ist es egal, ob es um Publikumsabstimmungen im Handlungsverlauf eines Theaterstücks, um die Integration eines Chatbots in Inszenierungen oder Performances, oder um digitale Vermittlungsangebote in Musikschulen oder Ausstellungshäusern geht – im Fokus des Frameworks stehen interaktive Kulturangebote für Besucher:innen vor Ort oder auch remote-Publikum.

Programmieroberfläche des Open-Source-Tools adaptor:ex. Verschiedene farbige, miteinander über Pfeile verknüpfte Kacheln enthalten Kontrollbefehle für die Equipmentsteuerung.
Screenshot des adaptor:ex Frameworks. Foto: machina eX.

Das Tool adaptor:ex ist die eigene Antwort des Kollektivs auf die Suche nach einer Möglichkeit, die im Probe- und Spielbetrieb häufiger vorkommenden Änderungen von Dialogen oder Abläufen selbstständig und schneller vornehmen zu können, ohne dabei jedes Mal den zeitintensiven Weg über die Haustechnik und Programmierer:innen gehen zu müssen. Wichtig war ihnen deshalb bei der Entwicklung des Tools, dass die Nutzung nach der Einrichtung auch für Teammitglieder ohne Programmierkenntnisse möglich ist.

Digitaler Überblick statt Fundus-Chaos: nachhaltige Lagerverwaltung

Insbesondere dann, wenn Kulturinstitutionen oder Gruppen dezentral organisiert sind, über eine Vielzahl an Veranstaltungstechnik verfügen oder häufig mehrere Projekte parallel umsetzen und somit mehrere Personen gleichzeitig Zugang zum Fundus besitzen, besteht schnell die Gefahr den Überblick von vorhandenen Requisiten und Lagerbeständen zu verlieren.

Als Lösung entwickelte das Theater-Kollektiv machina eX die speziell auf den Bedarf von Kulturakteur:innen oder Kollektiven zugeschnittene Lagerverwaltungssoftware dingsda 2meX. Dabei handelt es sich um eine mobile App, die die Koordination der Requisiten und Gegenstände ortsungebunden und kollaborativ im Team ermöglicht.

Über dingsda 2meX lassen sich technische, elektronische und szenografische Gegenstände über eine einfache digitale Inventarisierung verwalten. So können Gegenstände als Einzelequipment oder Equipmentgruppen deklariert sowie ihr Status angepasst werden – z.B. um festzuhalten, ob Equipment gerade in Verwendung oder auf dem Weg zu einer Gastspielstätte ist. Ist ein Objekt einmal im System erfasst, lässt sich auch ein QR-Code erstellen, der am Objekt befestigt werden kann. Auf Basis der Codes lassen sich Gegenstände bequem scannen und verwalten, ohne dass die Eingabeformulare nochmal angefasst werden müssen. Möchte man also wissen, welche Eigenschaften ein Gerät hat, für welches Projekt es eingeplant ist oder auch, was sich alles in einer gepackten Kiste befindet, reicht es, den zugehörigen QR-Code zu scannen.

Zudem können explizite Zugriffsrechte zu den Gegenständen vergeben werden, sodass das Tool theoretisch auch einen Equipmentverleih erlaubt. Möglich sind darüber hinaus auch Verknüpfungen mit weiteren spezialisierten Tools, um z.B. komplexere tabellarische Exporte der eingepflegten Daten für Abrechnungen, Zollabfertigung und vieles mehr zu erstellen.

4 Screenshots aus der dingsda 2mex App, auf denen gezeigt wird, wie Fundus-Gegenstände in die App eingefügt, bewegt, editiert und verliehen werden können.
Screenshots aus dingsda2mex: Gegenstände in den Fundus einfügen, bewegen, editieren und verleihen. Fotos: machina eX.
4 Screenshots aus der dingsda 2mex App, die zeigen, wie Listen ausgewählter Gegenstände erstellt und diese verwaltet werden können.
Screenshots aus dingsda2mex: Listen von Dingen erstellen und verwalten. Fotos: machina eX.

Interesse? So installiert und nutzt ihr die MACHINA COMMONS!

Zwar sind beide Tools aus der Arbeitspraxis von machina eX heraus entstanden, sie stehen aber auch allen Gruppen, Ensembles oder anderen Kulturinstitutionen kostenlos bereit, die sie auf eigenen Servern aufsetzen und an interne Bedarfe anzupassen möchten – die Einrichtung sowie der Betrieb müssen jedoch durch eigene Ressourcen aufgefangen werden. Holt euch dazu am besten Unterstützung von Entwickler:innen.

Logo des Open-Source-Tools adaptor:ex für Kulturakteur:innen

MACHINA COMMONS | adaptor:ex

Dokumentation – mit Tutorials zur Installation & Benutzung

Code auf GitHub

Logo des Open-Source-Tools dingsda2mex für Kulturakteur:innen

MACHINA COMMONS | dingsda 2mex

Code auf GitHub

Fragen & Anregungen?

Discord Community – euer Austauschkanal mit dem Projektteam

Text: Lara Schulte & Silvia Faulstich