Digitale Barrierefreiheit bei Online-Events: Eine Mini-Checkliste für Live-Events mit dem Ziel, die Teilhabe an audiovisuellen Inhalten bei Online-Veranstaltungen für Menschen mit Seh- und/oder Hörbehinderung zu erleichtern.
Digitale Barrierefreiheit des Plattformanbieters?
Nicht jede:r Anbieter:in hat bei der Ausgestaltung der Barrierefreiheit mitgedacht wie sie Menschen mit Seh- und/oder Hörbehinderung benötigen. Bei der Auswahl der Konferenz-Plattform für dein Event hilft die tabellarische Übersicht der Bundesfachstelle-Barrierefreiheit (Stand: August 2021).
Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverein hat hier eine Checkliste erarbeitet.
Gestalte Vorstellungsrunden mit Beschreibungen der Person!
Wenn bekannt ist, dass Menschen, die blind sind oder Menschen mit Sehbehinderung teilnehmen, dann verwende Beschreibungen deiner Person bei der Vorstellung.
Wenn sich etwa ein:e Podiumsteilnehmer:in vorstellt, könnte gesagt werden: „Hallo, mein Name ist Alex. Ich bin ein weißer cis-Mann in meinen 40ern mit schwarzen Haaren und einer Brille.“ Gegebenenfalls ist es sinnvoll noch die Institution oder die Organisation oder andere Informationen hinzuzufügen. Wichtig ist, die Beschreibung kurz zu halten. In einer Diskussion mit vielen Teilnehmer:innen kann es sinnvoll sein, dass bei jedem Wortbeitrag kurz der Name und die Organisation wiederholt werden, da es schwierig ist, viele neue Stimmen immer eindeutig einzuordnen. Mehr zum Thema und viele Beispiele hier auf den Seiten von VocalEyes:
Kriterien für die Plattform: Gibt es Einstellungen für Audiokanäle, Untertitel oder Transkription?
Gibt es die Möglichkeit verschiedene Sprachen, Untertitel oder Transkription einzustellen? Was ist nur im Nachgang einzurichten und welche Möglichkeiten habe ich während der Live-Veranstaltung?
Wir sammeln in unserer Living Toolbox Barrierefreiheit Tools zur Umsetzung von barrierefreien Online-Events.
Online-Events: Sind meine Tools barrierefrei?
Bei den meisten Online-Veranstaltungen kommen weitere Tools für Umfragen, Visualisierungen, Gruppenaufgaben oder Socialising zum Einsatz. Auch diese sollten auf Barrierefreiheit überprüft werden, z.B. anhand der Checkliste des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenvereins.
Event-Ablauf: Pausen planen und einhalten!
Pausendauer mindestens 10 Minuten und die Start- und Endzeiten verbindlich machen. Das ist insbesondere wichtig, wenn Assistenz, Übersetzung, Kinderbetreuung o.ä. organisiert werden muss.
Slides und Materialien vorab teilen für optimale Vor- und Nachbereitung.
Werden innerhalb eines Vortrages Präsentationen gezeigt, so sollten diese vorab in barrierefreier Form geteilt werden. Gibt es bei der Live-Präsentation zudem visuelle Hinweise, dann müssen die Moderation und die Referent:innen diese verbalisieren. Einige Office-Programme bieten bereits eingebaute Checks über die Barrierefreiheit, die sich schnell nutzen lassen. Hier findet sich ein Guide für die Einstellungen zu Barrierefreiheit in PowerPoint.
Sinnvoll kann es ebenfalls sein, Materialien als Audioversion zu erstellen – notfalls mit synthetischen Stimmen (auf häufige Fehlerquellen wie Eigennamen oder Mehrsprachigkeit achten) oder Text-to-Speech-Lösungen arbeiten. Verwendete Videos transkribieren und zusammenfassen.
Digitale Barrierefreiheit in Öffentlichkeitsarbeit und Werbung.
Auch die Veranstaltungshinweise im Vorfeld mitdenken und z.B. bei einem Beitrag die eingebaute Alt-Text-Funktion von X für die Verwendung von beschreibenden Alternativtext bei Bildmotiven oder Grafiken verwenden. Tipp: Die meisten Screenreader beginnen bei einem Bild automatisch mit „Ein Bild von…“, so dass dies nicht mit in den Alt-Text gehört.
Landing-Pages von Veranstaltungen auf Barrierefreiheit überprüfen: Grafiken und Schaltflächen brauchen Alt-Text, damit Screenreader sie richtig erfassen. Im HTML die Überschriften verwenden, denn diese werden von den Readern erkannt und bieten einen schnelleren Überblick über eine Seite.
Hier geht es direkt zu unserem Leitfaden für Alt-Texte.
Kontaktperson für digitale Barrierefreiheit bei jedem Event benennen!
Bestimmt eine:n Spezialist:in für alle Fragen rund um Barrierefreiheit, die auf verschiedene Weisen kontaktierbar ist: Telefon, E-Mail, Social Media oder Messenger. Unvorhergesehene Probleme können so angegangen werden. Die Person sollte auch bei Live-Veranstaltungen ansprechbar sein und den Ablauf des Events kennen, z.B. wann und auf welche Weisen andere Tools im Ablauf eingeplant sind. Sie könnte bestenfalls auch schon frühzeitig bei Einladung zum Event benannt werden.
Kontraste checken.
Achtet auf hohen Kontrast zwischen Text und Hintergrund bei visuellen Inhalten, z.B. Präsentationen. Dieser Online-Kontrastrechner hilft dabei. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverein hat hier viele Infos zum Thema Kontrast on- und offline.
Technikcheck vorab!
Unbedingt einen Technik-Check vor dem Event durchführen, damit von Anfang an bei allen Beteiligten die Technik in Bild und Ton funktioniert. Gesichter sollten gut ausgeleuchtet sein (z.B. kein Fenster im Hintergrund, ruhige Hintergründe) und die Tonqualität sollte geprüft werden.
Zusammenfassung im Nachgang.
Biete (nicht nur aus Gesichtspunkten der Barrierefreiheit) im Nachgang des Events eine Zusammenfassung an, liefere Präsentationen nach und teile Fragen und Antworten oder Diskussionen, die etwa live im Chat aufgetaucht sind in Textform mit deinen Teilnehmer:innen.
Hast du noch weitere Anregungen und Tipps für die Checkliste?
Wir freuen uns, von dir zu hören: Schreib uns eine E-Mail!