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Schnittstellen, Austausch, Prozesse – Offenheit als Fundament von Innovation

Was bedeutet eigentlich Innovation? Katrin Glinka vom Projekt museum4punkt0 plädiert auf der kulturBdigital-Konferenz für neue Kooperationsmodelle im Kulturbereich.

Was bedeutet eigentlich Innovation? Katrin Glinka vom Projekt museum4punkt0 plädiert auf der kulturBdigital-Konferenz für neue Kooperationsmodelle im Kulturbereich.
Katrin Glinka, Foto: Jeanette Dobrindt

Katrin Glinka ist bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zuständig für die wissenschaftliche Gesamtsteuerung des Projekts „museum4punkt0“ und beginnt ihren Vortrag mit der Klärung eines großen Begriffs. Was bedeutet eigentlich Innovation? Für das Zusammenspiel von kulturellen Institutionen und der Öffentlichkeit passt nach einem Blick in den Duden vor allem eine Erklärung gut: „Innovation ist eine Veränderung, die geplant und kontrolliert verläuft und durch die Anwendung neuer Ideen und Techniken zu einer Neuerung in einem sozialen System führt.“

Video: Bollemedia TV- und Videoproduktion

Wenn es um Innovation und die digitale Entwicklung des Kulturbereiches geht, stehen zunächst die Institutionen im Mittelpunkt. Das können Museen sein, Theater- oder Tanzbühnen, Bibliotheken, Galerien und vieles mehr, sowohl in öffentlicher wie in privater Trägerschaft. Jede dieser Institutionen hat eine eigene Identität und eigene Bedürfnisse. Wichtig ist aber auch, die Interessen und Bedürfnisse des Publikums – oder auch Nicht-Publikums – zu kennen und in den Innovationsprozess einfließen zu lassen. Unabdingbar für Innovation ist außerdem eine allgemeine Technikkompetenz, die einen Überblick über neue Anwendungen ermöglicht.

Wo stehen wir heute in Sachen Digitaler Innovation. Ein kurzer Überblick:

  • In den meisten Häusern gibt es IT-Abteilungen, die sich um die digitale Infrastruktur kümmern.
  • Die Digitalisierung von Sammlungen und Archiven wurde als Aufgabe erkannt und angegangen. Im Zuge dessen entstehen Sammlungsdatenbanken und digitale Scans ermöglichen eine nicht-invasive Erforschung der Bestände.
  • Kommunikations- und Marketingabteilungen verbreiten die Angebote über Webseiten und Social-Media-Kanäle.
  • Ausstellungen werde häufig durch digitale Angebote erweitert, beispielsweise durch Multitouch Tables, Visualisierungen, Apps oder Spiele.

Angesichts dieser Fortschritte könnte man sich fragen: Wo braucht es denn überhaupt noch digitale Innovation? Was es aber braucht, ist ein digitaler Kulturwandel in den Institutionen, der all die schon bestehenden Ansätze aufnimmt, aber weit darüber hinausgeht, und der stärker als bisher die Bedürfnisse der Nutzer*innen in den Fokus nimmt.

Zentral für diesen Kulturwandel ist Offenheit auf mehreren Ebenen. Wenn Erfahrungen, Daten und Software offen unter allen Akteuren ausgetauscht werden, muss nicht jede Institution bei Null anfangen. Die Digitalisierung wird so zu einer gemeinsamen Aufgabe und nicht zur individuellen Überforderung.

Konkret bedeutet das: Konsequenter Open Source Ansatz bei Software und offene Schnittstellen zu Daten. Offenheit in den Arbeitsstrukturen durch ergebnisoffene Prozesse und interdisziplinäre Teams. Die größte und zugleich wichtigste Umstellung betrifft aber den Umgang der Institutionen untereinander. Akteure im Kulturbetrieb sind es gewohnt, nur das fertige „Produkt“ zu zeigen, zum Beispiel eine Ausstellung oder ein Theaterstück. In der Software-Entwicklung ist es ganz anders: Da ist der Austausch über „Unfertiges“ wie eine Betaversion ganz selbstverständlich, auch über Unternehmensgrenzen hinweg.

Mit „museum4punkt0“ wird modellhaft ein solcher offener Austausch vorgelebt, indem Zwischenschritte der Arbeitsergebnisse und Prototypen veröffentlicht, Fragen zugelassen und entstandene Tools auf Repositorien wie zum Beispiel GitHub zur Nachnutzung bereitgestellt werden.

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