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Wie können Kultur-Daten so angeboten werden, dass sie maschinenlesbar werden? Vortrag von Dr. Sebastian Meier (Technologiestiftung Berlin) auf der 1. kulturBdigital-Konferenz
Dr. Sebastian Meier ist Lead Data Scientist bei der Technologiestiftung Berlin. In seinem Vortrag geht es um die Frage, wie Kultur-Daten – zum Beispiel auf Internetseiten von Kultureinrichtungen – so angeboten werden können, dass sie maschinenlesbar werden. Informationen zum Beispiel über Adresse und Öffnungszeiten können so von Suchmaschinen gefunden werden, oder über APIs (programmierbare Schnittstellen) von anderen Programmen ausgelesen werden.
Eine Vision, die von solchen Daten lebt, wäre zum Beispiel eine Kultur-Daten-Plattform für alle Berliner Kulturinstitutionen. Ein solches Angebot könnten Drittanbieter nutzen, um Serviceangebote wie eine Berliner Kulturplattform zu entwickeln wo Nutzer*innen Angebote nach Zeit, Sparte und Ort filtern und im Idealfall ihren persönlichen Interessen anpassen können.
Die wichtigsten Daten, die dabei für Nutzer*innen von Interesse sind, sind neben Ort, Öffnungszeiten und aktuellen Ausstellungen, Informationen zu Eintrittspreisen und Ticketkauf, zu Inhalten und Zielgruppe, zu Barrierefreiheit und Kinderfreundlichkeit.
Diese Daten für Suchmaschinen strukturiert aufzubereiten und auffindbar zu machen, bedeutet im ersten Schritt einen Mehraufwand. Es ist aber auf lange Sicht eine Arbeitserleichterung, weil Informationen, die automatisch ausgelesen werden, nicht von Hand gepflegt werden müssen, wenn sie z.B. auf Tourismusplattformen wie visitBerlin übernommen werden.
Ein Best Practice Beispiel für offene Kultur-Daten und Schnittstellen ist das Rijksmuseum in Amsterdam. Wenn man danach in Google sucht, so wie es über 90 Prozent der deutschen Nutzer*innen tun, bekommt man in GoogleMaps auf den ersten Blick alle wichtigen Informationen für den Besuch angezeigt.
Das Rijksmuseum geht aber noch weit darüber hinaus: Alle Kunstwerke aus der Ausstellung und dem Depot stehen als hoch aufgelöste Bilddateien im Netz und können als Open Source Dateien von jedem heruntergeladen, eingebunden und weiterverwendet werden.
Die anfängliche Sorge, dass niemand mehr ins Museum kommt, wenn alle Exponate online einsehbar sind, hat sich als unbegründet erwiesen. Die Besucher*innenzahlen sind seit der Einführung des Angebotes nicht zurückgegangen.
Offene Daten bieten Museen auch neue Ansätze für Vermittlungsangebote. Der Louvre in Paris bietet Besucher*innen zum Beispiel an, sich aufgrund von Ausstellungsdaten seinen persönlichen Rundgang zusammenzustellen. Je nach Interesse kann sich der Besucher oder die Besucherin Meisterwerke ansehen, oder die Orte, an denen JAY-Z und Beyoncé ihr neues Musikvideo gedreht haben aufsuchen.
Das Google Arts & Culture Projekt oder die Projekte der Initiative Coding da Vinci nutzen die Daten von digitalisierten Kunstwerken für neue Visualisierungen. Exponate können zum Beispiel nach Motiven oder optischen Ähnlichkeiten sortiert werden und damit neue, spielerische Zugänge zu einer Sammlung ermöglichen.
Dabei entsteht neben dem Mehrwert für Besucher*innen auch eine Unterstützung für Kurator*innen, die die Sammlung besser durchsuchen können und besonders gelungene Visualisierungsangebote als interaktives Exponat in eine Ausstellung integrieren können.
Der Mehraufwand für strukturierte Dokumente, Metadatenpflege und offene Schnittstellen lohnt sich also in mehrfacher Hinsicht und kann auf lange Sicht eine Arbeitserleichterung und Bereicherung sein.