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Frisch gestartet: IT-Netzwerktreffen der Berliner Kulturszene

Welche Erfahrungen hat das IT-Personal aus Berlins Kulturszene während der Pandemie gemacht? In einem neuen Veranstaltungsformat bieten wir IT-Expert:innen aus Berliner Kulturinstitutionen und IT-affinen Künstler:innen aus der Freien Szene ab sofort Raum für viel spartenübergreifenden Austausch.

Symbolbild zum IT-Netzwerktreffen
Foto: John Barkiple via unsplash

Berlins Kulturszene stand im vergangenen Jahr durch die Pandemie vor extremen Herausforderungen: Der abrupte Wechsel zum mobilen Arbeiten, Online-Streaming statt Live-vor-Ort-Aufführungen, fehlende Kommunikationswege sowie die Einarbeitung in neue Formate und Programme, um nur ein paar der Hürden zu nennen. Die dafür benötigten digitalen Revolutionen wurden meist in rasantem Tempo von den IT und IKT-Spezialist:innen durchgeführt, wobei ihr Aufgabenspektrum unendlich erscheint: Sie richteten VPNs ein, vermittelten die Nutzung von neuer Videokonferenzsoftware, fanden DSGVO-konforme Anbieter:innen oder überprüften die Arbeit externer Dienstleister:innen. So zeigt sich – egal ob in großem Museum oder kleinem Projektraum – dass sich die digitale Kompetenz und Ausstattung als entscheidende Faktoren in den Zeiten der Pandemie erwiesen haben.

Im Rahmen unserer derzeitigen Umfrage zum Stand der digitalen Infrastruktur in Kultureinrichtungen haben wir mit vielen unterschiedlichen Mitarbeiter:innen gesprochen, wobei vielfach der Wunsch nach mehr Erfahrungsaustausch geäußert wurde. Da die IT-Aufgaben insbesondere in der Freien Szene oftmals von den Künstler:innen selbst übernommen werden, luden wir am 22. April 2021 in Kooperation mit der Performersion International einige IT-Spezialist:innen und IT-affine Künstler:innen der Berliner Kulturszene zum spartenübergreifenden Austausch von Erfahrungen, Praxis-Wissen, Erreichtem sowie kommenden Herausforderungen ein.

IT-Netzwerktreffen – Part I: 3 Impulse aus der aktuellen Arbeitspraxis

In der ersten Hälfte der Veranstaltung gaben Sarah Reimann vom HAU Hebbel am Ufer, Wolfgang Roese vom ORSO Chor und Michael Kamjunke von der Stiftung Stadtmuseum Berlin Einblicke in ihre aktuellen Arbeiten.

Das HAU Hebbel am Ufer gründete im vergangenen Jahr eine neue, digitale Spielstätte, das HAU 4. Als internationales Produktionshaus, aber auch als Ankerinstitution der Berliner Freien Szene, arbeitet das HAU u.a. mit Theater, Tanz und Performance schon immer sehr interdisziplinär. Besonders diese Vielseitigkeit des Programms habe es laut der Dramaturgin des HAU, Sarah Reimann, ermöglicht, so schnell zur digitalen Bühne zu gelangen. Jedoch sei zur Umsetzung neben einem enormen Ausbau der Technikausstattung auch ein Changemanagement hinsichtlich der Produktionsabläufe und Aufgabenverteilungen im Team sowie der Strategien der Künstler:innen erforderlich gewesen. Aktuell stellt das HAU 4 die Sammlung aller digitalen Projekte und damit den Ersatz zur realen Bühne dar. Doch schon jetzt ist klar, dass das HAU 4 auch nach der Pandemie fortbestehen soll – dann jedoch nicht mehr als Ersatz, sondern als Erweiterung der künstlerischen Mittel und mit eigens für den digitalen Raum produzierten Werken.

Als Antwort auf die Frage, wie sie die Pandemie sinnvoll nutzen können, hat der künstlerische Leiter des ORSO Orchesters, Wolfgang Roese, mit seinem Team ein eigenes Open Source Chor- und Orchestermanagementsystem namens ARPA entwickelt. Die Vision hinter der Entwicklung war es, neben dem Einsparen von horrenden Lizenzgebühren vor allem der Komplexität eines Orchestermanagements nachzukommen. Mithilfe von ARPA können verstreute Datenbestände konsolidiert und Vorgänge wie Dienstplanmanagement, Inventarverwaltung, Raumplanung, etc. mittels Spezialsoftware über ein einziges System verzahnt werden. Weitere wichtige Aspekte, die für das neue Managementsystem sprechen, seien Roese zufolge die eigene Datenhoheit sowie eine bessere Vernetzung und Kommunikation der Mitarbeiter:innen untereinander via eingepflegter Video- und Kommunikationstools.

Auch Michael Kamjunke, IT-Leiter der Stiftung Stadtmuseum Berlin, musste sich der neuen Herausforderung der plötzlichen Umstellung auf das mobile Arbeiten stellen. Als Lösungsansätze wählte dieser zunächst eine Vervielfältigung der Cloud-Zugänge, um den internen Datenaustausch zu ermöglichen. Aufgrund des mangelnden Datenschutzes dabei, habe er im nächsten Schritt zwei VPNs eingerichtet – einen normalen VPN sowie einen mit zweifach-Authentifizierung für besonders sensible Daten der Personalabteilung und Buchhaltung. Weiterhin habe Kamjunke ein gemeinsames Videokonferenz-System zur besseren Kommunikation etabliert. Als besonders hilfreich habe sich außerdem der Wechsel zu einer Cloud erwiesen, bei der Dokumente direkt online bearbeitet werden können und somit die Projektarbeit mit externen Kolleg:innen deutlich vereinfachen.

IT-Networking Treffen von kulturBdigital
IT-Networking: Mit kurzen Impulsvorträgen…
IT-Networking Treffen von kulturBdigital
…und freien Austauschrunden

IT-Netzwerktreffen – Part II: Erfahrungsaustausch sehr willkommen

Die zweite Hälfte der Veranstaltung diente der Vernetzung und dem direkten Austausch der IT-Spezialist:innen untereinander. Hier zeigte sich sehr deutlich, dass viele Teilnehmer:innen sehr ähnliche, wenn nicht sogar die gleichen Probleme und Hürden in ihren Institutionen erfahren haben und entsprechende Vorgehensweisen sich gleichen. Bedingt durch die plötzliche Verlagerung auf mobiles Arbeiten bei gleichzeitigem Wunsch nach Datensicherheit, griffen einige auf das Einrichten von VPNs zurück. Auch die Wahl diverser Clouds zur online-Speicherung, Tools zur Vereinfachung von kollaborativem Arbeiten in geteilten Dokumenten und das Etablieren von Videokonferenzsystemen einte die Teilnehmer:innen.

Insgesamt wurde auch in dieser Veranstaltung erneut deutlich, dass der Bedarf nach regelmäßigem, spartenübergreifendem Austausch der IT-Spezialist:innen der Berliner Kulturszene sowie der Wunsch nach Synergien und einheitlichen Lösungen mehrheitlich vorhanden ist. Aus diesem Grund wird kulturBdigital dieses Format zukünftig verstetigen.

Über kommende Networking-Termine informieren wir in Kürze unter Aktuelles.

Wenn ihr Wünsche zum Format habt oder Einblicke in eure Arbeitspraxis geben wollt, kontaktiert uns per Mail

Text: Lara Schulte